Kosmische Strahlung
Kosmische Strahlung ist eine hochenergetische Teilchenstrahlung aus
dem All. Nach heutigem Wissen sind Quellen dieser Strahlung unsere
Sonne (Sonnenwind), andere Sterne, aber auch Supernova-
Explosionen, kosmische Jets, Pulsare und schwarze Löcher. Die
Teilchenenergien können dabei wesentlich größer sein als in modernen
Teilchenbeschleunigern jemals erreichbar sein werden. Speziell im
Bereich sehr hoher Teilchenenergien sind die galaktischen
Beschleunigungsmechanismen und damit die Quellen der Strahlung
weiterhin unbekannt und somit Forschungsthema. Die primäre
Strahlung besteht ungefähr zu 87 % aus Protonen (Wasserstoffkerne),
12 % Alpha-Teilchen (Heliumkerne) und 1 % schwereren Atomkernen.
Die elektrisch geladenen Bestandteile der Strahlung werden durch das
Magnetfeld der Erde in die Polregionen geleitet, die elektrisch neutralen
Bestandteile fliegen ungestört. Die primäre Strahlung trifft in etwa 13
km auf die obere Erdatmosphäre. Dabei brechen die Protonen und
Alpha-Teilchen auseinander, wobei zum größten Teil Pionen
(gebundene Zustände aus up-Quarks und down-Quarks bzw.
Antiquarks) entstehen. Die neutralen Pionen zerfallen ihrerseits in
Photonpaare, die sogenannte elektromagnetische Schauer bilden. Die
geladenen Pionen zerfallen in Elektronen und Elektronneutrinos oder in
Myonen und Myonneutrinos. Dabei ist der Zerfall in Elektronen
gegenüber dem Zerfall in Myonen um den Faktor 10000 unterdrückt,
was durch die Eigenschaften der schwachen Wechselwirkung im
Pionzerfall bedingt ist. Somit zerfallen die Pionen zu
(99,98770±0,00004) % in Myonen. Die primäre kosmische Strahlung
wechselwirkt aber auch direkt mit der Atmosphäre, wodurch Hadronen
entstehen, die weiter mit der Atmosphäre reagieren und nach kurzer
Zeit zerfallen. Insgesamt besteht die kosmische Sekundärstrahlung zu
etwa 80% aus Myonen, zu knapp 20% aus Elektronen und zu rund 1%
aus Hadronen.
Da die Myonen eine Lebensdauer von 2.2 Mikrosekunden haben,
würden sie der klassischen Physik folgend nur etwa 660 m weit fliegen,
sollten also die Erdoberfläche gar nicht erreichen. Aufgrund ihrer hohen
Geschwindigkeit und des hohen Lorentz-boost Faktors (βɣ>16) ist
jedoch die Zeitdilatation so groß, dass leicht Strecken von 11 km oder
mehr zurückgelegt werden können, so dass die Myonen die
Erdoberfläche erreichen. Der durchschnittliche Myonfluss auf Höhe des
Meeresspiegels beträgt etwa ein Myon pro cm2 und Minute, wobei die
genaue Rate von der erlaubten Myonrichtung und der zum Nachweis
nötigen minimalen Myonenergie abhängen.